Dieser Text zeigt mit einem Augenzwinkern, wie es nicht laufen sollte. Zum Glück sind solche Zustände in Schulen heute seltener geworden. Und doch höre ich in meiner Arbeit als regionale Mentorin, Coach und Supervisorin immer wieder von ähnlichen Erlebnissen – wenn auch nicht in dieser geballten Form. Das Fatale daran: Junge Lehrpersonen wollen es schaffen. Sie bringen Energie, Begeisterung und frische Ideen mit. Wenn dann etwas nicht klappt, zweifeln sie oft zuerst an sich selbst. Genau hier sind wir erfahrenen Kolleginnen und Kollegen gefragt – unterstützend und nicht einfach zuschauend.
Wie man junge Lehrpersonen verheizt
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein brennendes Desaster
Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt eine junge, motivierte Lehrkraft an eurer Schule. Sie ist voller Energie, Idealismus und Tatendrang. Doch keine Sorge – mit der richtigen Strategie könnt ihr sie in kürzester Zeit in einen ausgebrannten, frustrierten Schatten ihrer selbst verwandeln. Hier ist die ultimative Anleitung:
Schmeiß sie ins kalte Wasser
Warum langsam einarbeiten? Einfach direkt die schwierigste Klasse zuweisen.
Unterstützung durch SHP oder KA?
Braucht sie nicht. Sie ist motiviert und wird dann schon herausfinden, wie das geht. Weil sie jung ist, hat sie ja auch noch mehr Energie. SSG, Abklärungen oder ILZ? Sie wird schon rausfinden, wie das geht.
Ansprechperson im Schulhaus?
Wieso? Die haben alle selber genug zu tun.
Verwaltungsaufgaben en masse
Zeugnisse, Protokolle, Elterngespräche, Mitwirkung in Arbeitsgruppen, Arbeitszeiterfassung – gib ihr einfach alles! Keine Angst, sie wird sich schon durchwursteln.
„Melde dich, wenn du Fragen hast!“ – Aber bitte nicht zu oft
Ja, offiziell steht ihr natürlich für Fragen bereit. Aber wehe, sie fragt zu viel oder zum falschen Zeitpunkt!
Konstruktive Rückmeldung?
Nur negatives Feedback geben! Lob ist kontraproduktiv – könnte ja das Selbstvertrauen stärken.
Arbeitszeit? Wer braucht schon Freizeit!
Abends Mails und Teamsnachrichten, Wochenendkorrekturen, spontane Sitzungen – sie soll verstehen, dass „Lehrperson sein“ kein Job, sondern eine Lebenseinstellung ist.
Mach sie zur Allzweckwaffe
Schulhausanlässe? Schulfest? Sporttag? Sie ist doch jung, sie kann das!
Nach zwei bis drei Jahren kann man dann genüsslich zuschauen, wie sie entweder kündigt, in Teilzeit flüchtet oder resigniert und nur noch Dienst nach Vorschrift macht. Mission erfüllt!